Ich habe lange überlegt, ob ich meine kleine Geschichte erzählen soll, wie ich zum Tätowieren gekommen bin, weil ich immer gedacht habe, dass es jetzt nicht so eine tolle Geschichte ist, dass es wert ist sie zu erzählen. Da mich mein Team aber überzeugt hat, möchte ich Dir heute kurz erzählen, wie es dazu kam, dass ich heute tätowiere.
Alles begann damals in der Schulzeit, als ein Kollege mir erzählte, dass jemand, den er kennt eine Tattoo Maschine verkauft. Also haben wir gesagt:
Ja klar, wir können uns selber eh kein Tattoo leisten, warum sich also nicht selber tätowieren?
Also kauften wir das Ding.
Dann haben wir uns klischeemäßig alles zusammengeholt, was wir brauchten, um loszulegen.
Deo Roller, um den Abzug zu machen. Schweinehaut zum Probetättowieren. Und so weiter.
Also brachten wir es uns bei.
Erst mal haben wir an uns selbst herumhantiert.
Dann kamen Freunde und Kollegen auf uns zu und fragten uns, ob wir ihnen nicht was Kleines stechen könnten.
Mein Freund, der mich damals überzeugt hat, dass wir die Tattoo Maschine kaufen, hat leider nachdem ersten Tattoo aufgegeben, ich machte aber weiter.
Natürlich hat sich das herumgesprochen und es kamen immer mehr Menschen auf mich zu und fragten mich, ob ich ihnen nicht auch ein kleines Tattoo stechen könne.
Eines Tages bin ich mit meiner damaligen Exfreundin zu einem Studio gegangen, da ich ihr ein Zungen Piercing zum Geburtstag geschenkt habe.
Die Chefin kam auf mich zu und sagte, sie hätte gehört, dass ich tätowiere.
Ich habe mir gedacht: Alles klar, jetzt gibt’s auf den Deckel. Sie fragte mich:
Wie lange machst Du das schon?
Darauf antwortete ich ihr:
Noch nicht sehr lange.
Und ich erzählte ihr, was ich bisher gemacht habe. Dass ich bisher nur bei Freunden und Bekannten gestochen haben usw. Daraufhin sagte sie zu mir:
Wenn Du Lust hättest das professionell zu machen, dann komm doch mit einem Modell zu mir uns zeig mal was du kannst.
ich überlegt lange hin und her.
Ich war damals noch sehr unsicher und voller Selbstzweifel.
Ich sagte mir Dinge, wie:
Du kannst das doch gar nicht.
Du hast doch noch viel zu wenig Erfahrung.
Was, wenn etwas schief geht beim Probe-Tätowieren?
irgendwann, so nach 1-2 Monaten habe ich meine Angst aber zum Glück überwunden und bin mit einem Modell (einer guten Freundin von mir) zum Tattoo Studio gegangen und habe meine „Künste“ unter Beweis gestellt.
Daraufhin bekam ich ein Job Angebot.
Damals ging ich noch zur Schule und ich wollte es durchziehen, also sagte ich: Okay, dann nebenberuflich.
Ich wollte mir lange nicht die Chance nehmen einen Abschluss zu bekommen und so ging ich erst mal weiterhin zur Schule.
Ich wollte zuerst studieren, doch irgendwann stand meine Entscheidung endgültig fest:
Ich werde nichts anderes mehr machen in meinem Leben!
Das ist es, was ich für den Rest meines Lebens tun werde.
Das ist es, was mich erfüllt und Freude schenkt.
Hätte mir das jemand vor 8 Jahren gesagt, hätte ich ihm sicherlich einen Vogel gezeigt.
Ich hätte mir damals nicht mal vorstellen können, dass ich hauptberuflich Tätowierer werde.
Das ist meine kleine Geschichte.
So wurde aus einem Junge, der aus jugendlichem Leichtsinn und Spaß ein Tätowierer aus Leidenschaft wurde.
Manchmal frag mich immer ob ich diese Geschichte erzählen sollte.
Am Ende denken die Menschen: Da sitzt ein Tätowierer vor mir, der das eigentlich nie tun wollte, was er jetzt gerade tut. Wie vielversprechend ist das?
Meine Mitarbeiter haben mir gesagt, komm schon Ly, erzähle Deine Geschichte.
Authentizität siegt immer und für Authentizität wollen wir doch stehen, stimmt’s?
Sie haben Recht behalten.
Mittlerweile kann ich die Tattoos, die ich gestochen habe, natürlich nicht mehr an der Hand abzählen. Die Zahl müsste irgendwo im mehrfachen 4stelligen Bereich liegen.
Am Ende des Tages geht es mir vor allem um die Kunst und um die Freude der Menschen, wenn sie ihr Tattoo sehen und sich an ihrem einzigartigen, neuen Kunstwerk erfreuen.
Es mag vielleicht kitschig klingen, aber das Lächeln, das ich den Menschen auf die Lippen zaubere, ist mein Treibstoff und der Grund, warum ich mein Leben diesem Beruf gewidmet habe.
Es ist für mich viel mehr als ein Beruf. – Es ist meine Berufung!
Ich freue mich, wenn wir uns mal persönlich kennenlernen und du zu uns zu Besuch kommst.
Alles Liebe,
Dein Ly